Eine Woche ist jetzt vergangen seit dem ich Deutschland, Köln, meine Heimat und alles was ich kannte hinter mir zurück gelassen habe. Ich verließ es um ins Ungewisse aufzubrechen. Dort bin ich jetzt angekommen.
Ich wollte meinen Horizont erweitern, mich aus Gewohnheiten heraus begeben. Ich finde mich wieder in einer ständigen Lernzone. Meistens ist das spannend und aufregend, manchmal sogar gerade zu beflügelnd. Die Höhe, Khorog liegt auf etwa 2100 m. ü. NN, und die vielen neuen Eindrücke machen mich mittags oft müde. Wenn ich morgens oder auch bei Touren im Jeep auf holprig, staubigen Pisten erwache, oszilliere ich minutenlang zwischen tiefem Schlaf, Traum und Wachsamkeit. Ich irre orientierungslos umher in einem Niemandsland zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein. Es ist als würden mich die mächtigen Ströme des Panj Flusses herumwirbeln, der Tadschikistan von Afghanistan trennt. Erschöpft am Ufer des Bewusstseins gestrandet sehnt sich mein Herz dann für einen Moment nach Geborgenheit, nach alltäglichem, nach bekannten Gesichtern und Stimmen. Doch auch dies ist die Herausforderung die ich gewählt habe.
Der größte Teil dieser Fremdheitserfahrung rührt von der Unmündigkeit nicht fließend mit allen Menschen kommunizieren zu können. Dabei ist nicht nur die Sprache verschieden und mir bislang vollkommen unbekannt. Sei es nun tadschikisch, russisch oder šugni, die hiesige Pamir-Sprache. Auch die Art Menschen zu begegnen, sich zu grüßen und die Hand zu reichen, unterscheidet sich von meinen bisherigen Erfahrungen. Die Gestik bei einer Begrüßung wird durch die linke Hand, die an der Stelle des Herzens, flach auf dem Brustkorb ruht und der gleichzeitigen Begegnung der Augen und der rechten Hand vollzogen. Dabei ist oft eine unscheinbare Verbeugung des Oberkörpers und Nicken des Kopfes zu beobachten. Die rechte Hand verbindet sich für nur einen kurzen Moment mit der des Gegenübers, ohne diese jedoch zu greifen oder gar zu drücken. Eine milde und sanfte Form des Handgrußes. Ungewohnt und konträr zum europäisch-förmlichen Händedruck.
Vertraut hingegen sind Blicke und Mimik. Offene, meist interessierte Blicke, eine herzliche und ehrliche Mimik. Freundlichkeit und Dankbarkeit werden wohl weltweit, wenn nicht gar drüber hinaus, mit Lachen und Lächeln ausgedrückt. Beides Trümpfe einer universellen Sprache auf denen meine Kommunikation mit der Umwelt noch eine Zeit lang fußen wird.